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Vorträge und Fragerunde mit Andreas Busch und Andreas Köppe

Am Donnerstag, dem 30. Januar, fand in der Aula des FKG anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl am 23. Februar eine Gesprächsrunde zum Thema „Deutschland vor den Wahlen – Demokratie und Wirtschaft in der Krise? – Befunde, Ursachen, Auswege“ statt.

Nicolas Förster (Q2)

verantwortlich: Dorothea Klatt (Lehrperson)

2025-01-31 06:30:00

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Prof. Dr. Andreas Busch und Andreas Köppe waren zu Gast, um in der 5./6. Stunde jeweils einen Vortrag zu halten und Fragen zu beantworten. Im Publikum saßen die Jahrgänge 11, 12 und 13. Justus Goldmann, Jan Dieter Wilken und Eva Hein organisierten die Veranstaltung. Die Moderation übernahmen Bartu Idi, Anna Godorr, Hafez Akrami, Simon Zimmermann (alle Q1) sowie Jeremias Klasen und Mattes Rudolph (Q2). Für die Ton- und Lichttechnik sorgten Jonas Ahlborn (Q2) und Hanno Behn (Q1).


Prof. Dr. Andreas Busch ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Göttingen. Er gab in seinem Vortrag verschiedene Einblicke in seine Forschung. So erläuterte er den Wandel des Parteiensystems, das vor Jahrzehnten im Wesentlichen aus drei Parteien bestand, in dem sich aber in jüngerer Vergangenheit eine Fragmentierung vollzog, sodass momentan sieben Parteien im Parlament vertreten sind. Zu aktuellen Meinungsumfragen führte Busch aus, dass die Prognosen keine klaren Aussagen liefern könnten; so sei es bei drei Parteien noch unklar, ob sie erneut in den Bundestag einziehen. Im letzten Aspekt seines Vortrags zeigte Busch anhand mehrerer Statistiken, dass die Unzufriedenheit mit politischen Leistungen in der Bevölkerung sichtbar wächst.


In der anschließenden Fragerunde ordnete er die Abstimmung im Bundestag am Mittwoch ein, bei der erstmals eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD erreicht wurde. Aus seiner Sicht habe der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz versucht, die SPD und die Grünen auszuhebeln, ihnen aber auch die Möglichkeit gegeben, sich von ihm zu distanzieren, wofür sich die beiden Parteien letztlich entschieden. Auf die Krise in der Demokratie angesprochen, beschrieb er eine gewisse Sturheit und Unwilligkeit der Parteien, sich auf Neues zuzubewegen. Die Frage nach einem möglichen AfD-Verbotsverfahren beantwortete er mit Skepsis: Es gäbe diverse Schwierigkeiten bei diesem Vorhaben, das extrem lange dauern würde und dessen Hürden äußerst hoch lägen. Zudem sei es nicht der richtige Ansatz, die liberale Demokratie mit illiberalen Mitteln zu verteidigen.


Den zweiten Vortrag hielt Andreas Köppe, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz. Er stellte die Struktur und Funktion seiner Gewerkschaft vor und betonte die Relevanz der Partizipation von Arbeitnehmervertretungen für die Demokratie. Dabei sei das oberste Ziel stets die Verbesserung von Arbeitsbedingungen in Betrieben. Zudem ging Köppe auf die Dualität der Interessenvertretungen für Arbeitnehmer ein, bei der zwischen Betriebsrat (zuständig für Interessenvertretung der Beschäftigten innerhalb eines Betriebs) und Gewerkschaft (zuständig für Rahmenbedingungen in einer Branche, zum Beispiel Tarifverträge) unterschieden wird. In Bezug auf aktuelle wirtschaftliche Probleme sprach er die Zunahme von Kurzarbeit sowie die steigenden Energiepreise an. Letztere stellten insbesondere eine große Herausforderung für energieintensive Betriebe dar, die deswegen nicht mehr konkurrenzfähig seien. Anknüpfend daran präsentierte Köppe das Elf-Punkte-Programm der IG Metall, das Forderungen an die Politik für „ein erfolgreiches Industrieland“ enthält. Demnach solle der Staat jährlich 60 Milliarden Euro zusätzlich in öffentliche Infrastrukturen wie Bahn und Energienetze investieren, eine Reform der Schuldenbremse umsetzen und Menschen mit hohem Einkommen und Vermögen stärker besteuern. Zudem sei eine Investition in erneuerbare Energien notwendig, um die Energiewende voranzutreiben.


In der Fragerunde benannte Köppe die Dekarbonisierung als wichtigste Stellschraube für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit, welche besonders mit dem Umstieg auf E-Autos gelänge. Außerdem erklärte er, dass in der Industrie der Lohnkostenanteil an den Gesamtkosten sehr gering sei, kostenintensiv sei hingegen die Produktivität. Bezugnehmend auf die strukturelle Krise Deutschlands betonte er den Status als eine der stärksten Exportnationen weltweit, stellte dies aber den Defiziten in der Digitalisierung gegenüber, die überwunden werden müssten. Der steigende Zuspruch für autoritäre Ideen bei Gewerkschaftlern sei nicht eindeutig zu messen oder zu erklären, wichtig sei der Umgang in den Betrieben miteinander.


Wir bedanken uns für eine äußerst informative Veranstaltung bei Herrn Busch und Herrn Köppe sowie bei allen Mitwirkenden bei der Organisation, der Moderation und der Aulatechnik!