Kommentar

Rezension: Agnes - Peter Stamm

Der Deutsch-Tutorkurs im Jahrgang 13 hat sich mit Romanen der modernen deutschen Literatur beschäftigt. Eine Rezension von Pelin Kaplan zu „Agnes“ von Peter Stamm.

Nicolas Förster (Q2)

verantwortlich: Dorothea Klatt (Lehrperson)

2025-04-21 13:20:00

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Als ich angefangen habe, mir den Roman ,,Agnes” von Peter Stamm, der

1998 erschien, durchzulesen, war ich anfangs überrascht davon, dass

das Ende des Romans bereits vorhergesagt worden ist, bevor ich richtig

angefangen habe zu lesen. Agnes, eine junge Doktorandin, die der

namenlose Ich-Erzähler in Chicago kennenlernt, wird am Ende des

Romans sterben. So hatte ich weniger Anregung, das Buch zu lesen,

weil ich das Ende bereits kannte.


,,Agnes”, ein Roman, der sich in 154 Seiten nun wirklich gut lesen lässt,

wird in einem sehr nüchternen, emotionslosen sowie teils

unverständlichen Stil geschrieben, weshalb man an vielen Stellen

großen Interpretationsspielraum hat und das Handeln den Charaktere

nicht ganz nachvollziehen kann. Durch die kühle Art und Weise des

Schreibens entsteht zwischen dem Leser und der Handlung eine gewisse

Distanz. Diese führt dazu, dass man sich nicht in die Charaktere

hineinversetzen kann. Des Weiteren wechselt die Erzählebene zwischen

geschilderten Ereignissen und fiktionalen Geschichten, sodass Realität

und Fiktion verschmelzen. Durch diesen ständigen Wechsel entsteht

beim Leser eine Ungewissheit. Der Roman ist durch den einfachen

Schreibstil leicht zu verstehen.


Das Verhältnis zwischen dem Ich-Erzähler, einem sachlichen

Sachbuchautor, und Agnes entwickelt sich von einer zufälligen

Begegnung zu einer Liebesbeziehung, die sich mit dem Lesen immer

mehr verstärkt. Dabei werden Themen wie Liebe, Macht, Realität und

Fiktion behandelt, die in Wechselwirkungen zueinander große

Uneindeutigkeiten hervorrufen. ,,Ich fühlte eine fast körperliche

Abhängigkeit, hatte das demütigende Gefühl, nur ein halber Mensch zu

sein, wenn sie nicht da war.” Auch eine eomtionale Abhängigkeit

bildete sich. Das Thema Tod wurde oft thematisiert, vor allem von

Agnes, die darüber spricht, dass sie Angst vor der Leere haben würde,

die sie nach dem Tod vereinnahmen könnte. Bezugslos fordert Agnes

den Erzähle dazu auf, eine Geschichte über sie zu schreiben: ,,Schreib

eine Geschichte über mich.” Der Sachbuchautor tut dies. Diese Worte

bestätigen Agnes’ rätselhaften Charakter. Der Ich-Erzähler, der sich

ihre Aufforderungen zu Herzen nimmt, verschafft sich durch das

Schreiben ihrer Geschichte Einfluss und Macht in Bezug auf sie.


Zwei unterschiedliche Charaktere treffen aufeinander und ziehen sich an.

Während Agnes offen und emotionsvoll wirkt, ist der Ich-Erzähler passiv

und distanziert sich von emotionsvollen Handlungen. Für alle Leser, die

einen einfachen und leicht verständlichen Schreibstil wie diesen mögen

und lieber Texte lesen, die einen zum Nachdenken anregen und oft Lücken

hinterlassen, ist das definitiv der richtige Roman. Für mich, die Wert

darauf legt, Handlungen und Emotionen nachvollziehen zu können, ohne

sich durch einen ständigen Wechsel von Realität und Fiktion durchzulesen

und dabei hier und da durcheinander zu kommen, ist das ein Roman für

Zeitvertreib.